Sharing to Empower

Das Projekt identifiziert persönliche und lokale Potenziale, erprobt Praktiken des Teilens, der Fürsorge und des kreativen Aktivismus und sucht nach Wegen, wie neu angekommene Menschen Teil der vielfältigen Berliner Commons-Community werden können.

sharing to empower

Berlin bietet zahlreiche Möglichkeiten, Ressourcen, Wissen, Ideen und Kreativität zu teilen. Das Projekt „Sharing to Empower“ nutzt diese Gelegenheiten, um Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind, miteinander zu vernetzen, sowie mit dem städtischen Raum und seinen horizontalen, sozial orientierten Initiativen. Gemeinsam mit den Teilnehmenden identifizieren wir im Verlauf des Projektes persönliche und lokale Potenziale und erproben bestehende sowie neue Formen des Teilens, der Fürsorge und des kreativen Aktivismus. Gleichzeitig erkunden wir, wie neu angekommene Menschen Teil der vielfältigen Berliner Commons-Community werden können.

Praktiken des Teilens, gegenseitige Unterstützung und Zusammenhalt sind Teil der ukrainischen Geschichte und Kultur, ebenso wie die Traditionen der Nachbarschaft und „Toloka“ (gemeinschaftliche Hilfe für diejenigen, die in Not sind; kollektive Ausführung verschiedener Arbeitsformen in der Gemeinschaft). Diese Eigenschaften spiegeln den jahrhundertelangen Weg des Überlebens, der Resilienz und des Widerstands der Menschen in der Ukraine wider. Wir sehen dies in der Art und Weise, wie die Ukraine der imperialen Aggression von Russland widersteht und für ihre Subjektivität kämpft.

Bei der Erforschung der Sharing-Kultur greifen wir auf Praktiken zurück, die auf den ukrainischen Traditionen und dem kulturellen Gedächtnis basieren. Das Wissen, die persönlichen Geschichten und Fähigkeiten der Teilnehmenden sind daher integrale Bestandteile des Projektes. So schaffen wir einen Raum, in dem Menschen ihre Erfahrungen mit Krieg und Migration verarbeiten können, während sie nach einem neuen Selbstverständnis suchen.

Im ersten Jahr unseres Projekts liegt der Fokus auf der Zusammenarbeit mit Bewohner*innen von Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete, wo das Verhältnis zum Eigenen und das Teilen von Ressourcen eine neue Dynamik erfahren. Die begrenzte individuelle Raumverfügbarkeit zwingt Menschen dazu, ihre Vorstellungen von Privatsphäre zu überdenken und mit begrenzten persönlichen Räumen anders umzugehen. Gemeinsam mit den Bewohner*innen setzen wir uns mit Fragen des bewussten Teilens von materiellen als auch von räumlichen Ressourcen auseinander. Dabei wird die Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse anderer und die Entwicklung gemeinsamer Regeln und Absprachen wichtig. Das Zusammenleben in dieser erzwungenen Situation erfordert einen fortwährenden Balanceakt zwischen dem Schutz individueller Privatsphäre und dem kollektiven Teilen von Ressourcen.

Parallel dazu reflektieren wir über die Thematik des “temporären Zuhause-Seins” und die Schaffung eines sichereren Raums in einer Unterkunft, die als vorübergehender Wohnraum dient, und wo es unterschiedliche Formen der Ausgrenzung und Isolation gibt. Menschen, die auf der langwierigen Suche nach einer festen Bleibe sind, erleben ein temporäres Zuhause, während das Gefühl des Unterwegsseins präsent bleibt und die Zukunft unsicher ist. Daher richten wir unsere Kräfte auch darauf, Resilienzfähigkeiten zu entwickeln und die Flexibilität zwischen dem Gefühl des Ankommens und dem Bewusstsein der Wichtigkeit von Weiterreisen zu finden. Für uns ist dieses Projekt ein sensibler und langsamer Prozess, um Vertrauen aufzubauen und auf Bedürfnisse von verschiedenen Menschen einzugehen. Widersprüche, Reibungen und Fehler gehören dazu und sind Teil der Ungewissheit, in der wir uns kollektiv befinden. 

Das Projekt begann im Jahr 2023 und wird in den Jahren 2024 und 2025 fortgeführt.